Pantun* – Papier
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Worauf denn, wenn nicht auf Papier
Worauf denn sollten wir schreiben
Von den Nachtmahren jetzt und hier
Die kommen, schwinden und bleiben
Worauf denn sollten wir schreiben
Von den Lieben so schwer, so leicht
Die kommen, schwinden und bleiben
Von Vergebung, die niemals reicht
Von den Lieben so schwer, so leicht
Schreiben auf schneeweißen Blättern
Von Vergebung, die niemals reicht
In unbeholfenen Lettern
Schreiben auf schneeweißen Blättern
Von den Nachtmahren jetzt und hier
In unbeholfenen Lettern
Worauf denn, wenn nicht auf Papier
Pantun* – Buch
10/100
Ein Buch ist klein, ein Buch ist groß
Ein Buch ist schmal oder breit
Das Kind sitzt still auf Mutters Schoß
Es lauscht in Versunkenheit
Ein Buch ist schmal oder breit
Aus Papier mit Modergeruch
Es lauscht in Versunkenheit
Und niemals bekommt es genug
Aus Papier mit Modergeruch
Es hört das Rascheln der Seiten
Und niemals bekommt es genug
Geborgenheit wird es begleiten
Es hört das Rascheln der Seiten
Das Kind sitzt still auf Mutters Schoß
Geborgenheit wird es begleiten
Ein Buch ist klein, ein Buch ist groß
Pantun* – Ostergras
16/100
Papiernes grünes Ostergras
Raschelt zwischen den Fingern
Es ist das Bett für Lamm und Has
Umrahmt von bunten Dingern
21/100
Da blickt die Schöne verdutzt
22/100
Ein Fotoalbum von einst sondiert
Nichts Auffälliges gefunden
In jede Ecke hineinspioniert
Wie soll man da gesunden
Nichts Auffälliges gefunden
Woher dann die dunklen Schatten
Wie soll man da gesunden
In den feuchten Kasematten
Woher dann die dunklen Schatten
Woher das verzweifelte Wimmern
In den feuchten Kasematten
In den fensterlosen Zimmern
Woher das verzweifelte Wimmern
In jede Ecke hineinspioniert
In den fensterlosen Zimmern
Ein Fotoalbum von einst sondiert
* Das Pantun ist eine Gedichtform malaysischen Ursprungs aus vierzeiligen Strophen, deren Zeilen nach einem charakteristischen Schema im Verlauf des Gedichts wieder aufgegriffen werden. So entsteht der intensive Eindruck formaler und inhaltlicher Geschlossenheit. …